Verschiedene Objekte in der Restaurationshalle
Foto Armin Cremerius

An einem Morgen im Frühling des Jahres 1945 verließ die Messerschmitt Me262 den Fliegerhorst bei Augsburg.
Guido Mutke war der Pilot dieser vermeintlichen Wunderwaffe des Dritten Reichs.  Er steuerte die Maschine aber nicht auf der geplanten Route, sondern entschied sich – warum auch immer – stattdessen in die naheliegende Schweiz zu fliegen.
Dort angekommen übergab er den Schweizer Beamten das Flugzeug und ließ seine Handschuhe auf dem Pilotensitz zurück als er um politisches Asyl bat.

Guido selbst hatte bereits vor dem Krieg seine medizinische Ausbildung in der Berliner Charité begonnen und setze die Studien nach Kriegsende in Bern und Zürich fort.
Danach arbeitete er für mehrere Fluglinien in Argentinien und Bolivien – dort traf er wohl auch Wilhelm Anhalt, den Großvater mütterlicherseits meiner Frau Mariane.

Vom Piloten zum Frauenarzt und Forscher

Als er letztlich nach Deutschland zurückkehrte arbeitete er als Gynäkologe in München. Er forschte insbesondere auf dem Gebiet der Verwendung von gefrorenem Spendersamen. Auf diese Weise wurden in seiner Praxis weit über 1.000 Kinder gezeugt.

Seine Leidenschaft für die Fliegerei begleitete ihn weiter. Er forschte nebenbei an luft- und raumfahrtmedizinischen Fragestellungen und erhielt mehrere Patente auf diesem Gebiet.

Ich traf ihn noch kurz nach der Geburt unserer Tochter Caroline, als er bei uns zu Besuch war um meine gerade anwesende Schwiegermutter Inge zu besuchen.
Laut meiner Frau äußerte er sich mit einer Bemerkung „Sie hat einen schönen Kopf“ zu Caroline.

Auf der Suche im Museum

Wir machten uns fast 80 Jahre nach seinem „Ausbruchsversuch“ auf die Suche nach seinem ehemaligen Düsenjäger in der Flugwerft des Deutschen Museums in Oberschleißheim.
Obwohl die „Weiße 3“ angeblich im Deutschen Museum zu finden sein sollte – es schien sie nicht oder nicht mehr zu geben.

Wir suchten sie lange zwischen all den Exponaten von Lilienthals Gleitflieger über Heißluftballons bis zu Zeppelinen und Eurofighter. Nichts war zu sehen.

Dann fiel mir ein Objekt in der Restaurierungshalle ein.

Da stand doch ein grünes Teil herum, das aber gar keine Flügel mehr hatte und auch kein Leitwerk hinten? Also gingen wir nochmal in die Restaurierungswerkstatt. Und tatsächlich:
Da stand die „Weiße 3“. Allerdings eher komisch platziert und etwas demontiert. Es schien aber alles da zu sein. Na ja mit fast 80 Jahren kann schon mal etwas verloren gehen ;-). OK – verlegt und nicht verloren. Das machte der betagten Dame aber nichts aus – sie freute sich offensichtlich auf die Restaurierung.