Inklusion fängt in den Köpfen an
von Thomas Müller
Und Anlass zur Wut haben wir, nachdem die Folgen der Finanzkrise nun dramatisch auf die Werkstatt durchgeschlagen haben, während die Kostenverursacher in unverändert asozialer Weise weiter den Staat ausrauben. Und der Staat das sind schließlich wir: die Bürger. Und jeden Euro, den die Verwalter des Staates ausgeben, haben diese von den Bürgern. Aber wofür dieses Geld ausgegeben wird, danach werden wir nicht gefragt; denn nachdem wir unsere Stimme bei der Wahl abgegeben haben, haben wir ja keine mehr. Würden nämlich die Bürger gefragt ob sie den Bankern, die gerade hunderte Millionen Euro verbrannt haben, weitere Milliarden zur Verfügung stellen würden damit diese sich weiter Boni genehmigen können – es käme wohl keine Mehrheit zustande.
Und ich habe die vielleicht naive Hoffnung, dass es auch keine Zustimmung in der Bevölkerung finden würde, wenn nun das Geld, das den Banken hinterher geworfen wurde, bei den Schwächsten der Gesellschaft eingespart wird. Aber es wird ja niemand gefragt. In einem Verwaltungsakt entscheidet eine Behörde, dass behinderte Menschen auch mit fünf Pflege-Mitarbeitern weniger am Arbeitsleben teilhaben können. Aber unter welchen Bedingungen?
Wie schon am Beispiel alter Menschen, zeigt sich auch an diesem neuen Umgang mit behinderten Menschen, dass unserer Gesellschaft etwas Entscheidendes abhanden kommt: die Solidarität. Es ist eine Weisheit, die in diesen Zeiten nicht oft genug wiederholt werden kann: der Wert einer Gesellschaft zeigt sich am Umgang mit ihren Schwächsten. Und wer zu den Schwächsten gehört, auch das definiert eine Gesellschaft für sich selbst. Wie schnell jemand heute zu dieser Gruppe gehören kann, nur weil er nicht die asoziale Skrupellosigkeit der sogenannten Wirtschaftselite aufbringt, das kann man auch an den Hartz-VI-Statistiken ablesen. Alte, arbeitslose, behinderte Menschen haben keine Lobby, die ihre Anliegen durch Parteispenden auf die Agenda der Politiker setzen lässt. Um diese Anliegen zu Gehör zu bringen, sind andere Maßnahmen nötig.
Es wird Zeit wieder mal auf die Straße zu gehen.