Inklusion fängt in den Köpfen an
von Thomas Müller
Manche behaupten, dass es daran läge wann ein Mensch am Vorabend ins Bett geht; andere sagen, dass es daran liegt wann ein Mensch am nächsten Morgen anfangen muss zu arbeiten. Oder aber es hat etwas mit Alkohol zu tun. Oder es sind Drogen. Oder beides.
Bei mir ist es eine Mischung aus den ersten beiden Punkten. Manchmal glaube ich es ist die Tatsache, dass ich um 8 Uhr 30 starten muss und ich gar nicht früh genug ins Bett gehen kann damit ich um 7 Uhr 15 im Bus sitzen zu können.
Alkohol und/oder Drogen sind es jedenfalls nicht. Beziehungsweise nicht mehr. Es hat schon Zeiten gegeben als ich so viel Druck hatte, dass ich mir über die Massen einen hinter die Binde kippen musste um irgendwie schlafen zu können.
Danach war ich so platt, dass ich dann gar nicht mehr aus der Falle kam. Außer Zigaretten kamen keine zusätzlichen Drogen dazu. Die haben aber die Wirkung von Alkohol gesteigert beziehungsweise unterdrückt.
Mir hat das auf Dauer aber nicht geholfen. Eine Zeit lang war es lustig wie die Betrunkenheit zu Wasserballzeiten als wir manchmal in den Viertelpausen ein Bierchen tranken und unser Center am Spielende vom Beckenboden gekratzt werden durfte. Noch „lustiger“ waren die Besäufnisse mit meinen Freunden in der Schule. Bei Klaus am Turmberg wo wir so viel Rotwein tranken bis einer umfiel und dann sofort am Boden einschlief. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Fahrrad den Berg hinab um spuckten dabei im hohen Bogen und mussten immer lachen wenn wir dabei einen von uns getroffen haben.
Das ging lange so weiter bis es bei meinem Job und mir kippte. Kippen heißt hier, dass ich gar nicht mehr richtig nüchtern wurde.
Am Anfang war das alles noch Spaß – dann aber war es der vermutliche oder tatsächliche Dauerfrust.
Fuhr ich in die Firma und es gab etwas zu trinken, trank ich. Um meinen Chef zu ertragen oder um meine Mitarbeiter belügen zu können. Oder ich war zuhause, dann trank ich wieder um meinen Job aushalten zu können. Fragte mich jemand: „Und wie geht´s?“ – sagte ich „Bestens!“ es sei denn ich lallte es ein wenig.
Das waren meine „Hochzeiten“. Unter einer Flasche Wein ging gar nichts mehr. Manchmal war es aber mehr. Dazwischen war die Grenze.
Dann war ich weg aus der Firma aber die Sucht blieb. Ich hatte keinen konkreten Grund mehr aber habe weiter getrunken.
Spätestens jetzt litt meine Familie darunter. Meine Tochter ignorierte das ganze so gut sie konnte aber meine Frau litt sehr darunter.
ich wusste zwar nie warum ihr Vater ein Alkoholiker war – aber jetzt langsam wurde mir klar, dass ich längst auch einer war.
Später kamen die Schlaganfälle.
Die brachten mich ein gutes Stück weit weg. Ich trank jetzt über ein Jahr gar nichts mehr. Dann kam ein gewisser Rückfall – Ich glaubte ich hätte es jetzt unter Kontrolle. Bis mir meine Frau vorrechnen konnte wie viele Flaschen zwischenzeitlich dran glauben mussten.
Das war mehr als nur ärgerlich – ich war schockiert und konnte es nicht so recht glauben.
Seitdem bemühe ich mich, komplett abstinent durch das Leben zu kommen. Es ist schwierig – aber es geht.
Also: Tagesform ist tatsächlich wichtig – aber nicht selbstverständlich.