Aufgrund meiner körperlichen Behinderung arbeite ich in einer Werkstatt für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Meine Werkstattgruppe heißt Medienschmiede. Hier bearbeite ich viele verschiedene Aufgaben. Im AbA-Kurs WeZet-Redaktion schreibe ich Artikel über meine eigenen Erfahrungen.

Das ist auch alles schön und gut, aber ich möchte nicht, dass das meine berufliche Endstation ist.

Aus diesem Grund habe ich nach einer Alternative gesucht, wie ich mich (beruflich) weiterbilden bzw. entwickeln könnte. So bin ich schließlich auf das ICP – München gestoßen. Das ICP ist ein Rehabilitationszentrum für Menschen mit körperlich-motorischer Beeinträchtigung, wo man verschiedene Ausbildungen absolvieren kann.

Ich habe mich im Netz dazu informiert, wer die Kosten der Ausbildung übernimmt: Die Agentur für Arbeit.

Beim Arbeitsamt habe ich mir einen Termin gemacht und hatte zu der Zeit noch die Hoffnung, dass sich aus dem Ganzen etwas Positives entwickeln könnte. Im Vorfeld habe ich mir schon viele verschiedene Gedanken gemacht und überlegt, ob es vielleicht eine Rolle spielt, dass ich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen beschäftigt bin. Aber diesen Gedanken wollte ich nicht mehr Raum zum Nachdenken geben als nötig. Ich war der Meinung, dass das kein Hindernis sein sollte, was den Grund hatte, dass ich mich durch die Ausbildung weiterbilden wollte und somit dachte, dass es das ist, was zählt.

Aber leider falsch gedacht! Den Termin werde ich nie vergessen, obwohl ich das so gern täte.

Eine enttäuschende Erfahrung

Die Sachbearbeiterin, mit der ich den Termin hatte, stellte mir nur eine einzige Frage, nachdem ich kurz erläutert hatte, warum ich da bin, und zwar: „Ob ich schon irgendwo untergebracht sei.“

Ich habe das bejaht und gesagt, dass ich in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung tätig bin. Daraufhin kam von der guten Frau gar nichts mehr. Ich wollte mich nicht damit zufriedengeben und habe nochmal nachgefragt: Können Sie mir da wirklich nicht weiterhelfen? Ihre Antwort bzw. ihre Feststellung lautete: „Sie sind ja schon untergebracht.“

Ich wusste in dem Moment gar nicht wohin mit meiner Enttäuschung, habe aber gemerkt, dass sie nicht weiter mit sich reden lässt und es keinen Sinn mehr hat irgendetwas zu sagen. Ich bin aufgestanden, und habe gesagt: „Danke für nichts“ und bin aus dem Raum gegangen.

Was soll das heißen, habe ich mich die ganze Zeit gefragt. Nur weil ich schon „untergebracht“ bin, darf ich nichts mehr wollen und hoffen? Das Wort „untergebracht“ verbinde ich seitdem mit sehr negativen Gefühlen, weil ich nicht nur „untergebracht“ werden will, sondern mehr erreichen möchte. Es muss nicht automatisch so sein, weil ich eine Beeinträchtigung habe, dass ich mich mit Grundbedürfnissen zufriedengeben muss. Ich habe in dem Moment die Welt nicht mehr verstanden. Ich habe mich gefragt: Hat sie das wirklich gesagt? Egal wie lange ich noch darüber gegrübelt habe, musste ich zu meinem Bedauern feststellen: Ja, sie hatte es gesagt. Anscheinend reichte es in den Augen der Mitarbeiterin des Arbeitsamtes, wenn die Kunden „untergebracht“ sind. Somit müssen sie dann nichts mehr machen, weil der Kunde ja schon „untergebracht“ ist.

Ich weiß, ich habe hier jetzt sehr oft das Wort „untergebracht“ verwendet, obwohl dieses Wort nicht zu meinen Favoriten gehört, aber genau um das Wort geht es!

Untergebracht und untergebracht und untergebracht

Langer Rede, kurzer Sinn. Meine Vermutung ist, dass das Arbeitsamt so Kosten sparen will. Eine Ausbildung ist ja nicht gerade kostenfrei.

Inzwischen ist es so, dass ich seit sechs Jahren in der Werkstattgruppe Medienschmiede arbeite. Hier bin ich Ansprechpartnerin der Gruppe für den Aufgabenbereich Untertitel. Ich arbeite meist an dringenden Kundenaufträgen. Durch die Abwechslung und die tollen Kollegen habe ich nicht im geringsten das Gefühl „nur untergebracht“ zu sein. Gleichzeitig kann ich mir noch immer gut vorstellen, weitere Schritte in Richtung „erster Arbeitsmarkt“ zu gehen. Meine Gruppenleitung hat mir dazu schon vor langer Zeit erklärt, dass ich dafür einfach mit den Jobcoaches von „At Work“ in Kontakt gehen darf. Das mache ich eines Tages, wenn ich mich dazu bereit fühle. Wichtig ist für mich, dass ich nicht nochmal zum Arbeitsamt gehen muss.