Grafik mit einem Buch vor einer Tastatur
Bild von Gerd Altmann auf pixabay

Wer kennt das nicht? Nach einem turbulenten Tag möchte man im Bett mit einem guten Buch runterkommen. Als ich noch zur Schule ging, war das auch kein Problem. Inzwischen haben sich meine Augen aber derart verschlechtert, dass ich Standardschriftgrößen nur mit Vergrößerung erkennen kann. Eine herkömmliche Nachttischlampe reicht mir außerdem als Beleuchtung nicht aus.
E-Reader scheinen für dieses Problem die perfekte Lösung zu sein. Wenn man allerdings – wie ich – eine Vergrößerung von mindestens 200% braucht, bricht der Text auf 10‑Zoll‑Geräten unvorteilhaft um und lässt sich schlechter erfassen. Außerdem schmerzen meine Arme angewinkelt schnell, was nicht gerade zur Entspannung beiträgt.
Was also tun? Kürzlich entdeckte ich die frei zugängliche Lesesoftware „Favorite Book Reader“ (FBReader), für die es auch ein Text-to-Speech-Plugin gibt.

Und warum kein Hörbuch?

Die geneigte Leserschaft fragt sich jetzt vielleicht: „Und warum hört sie dann keine Hörbücher? Da gibt es inzwischen doch  Tausende! Stimmt. Aber nicht jeder Text ist als Hörbuch erhältlich. Außerdem ist  die aufgelesene Version oft deutlich teurer als das E-Book und wird meist später als dieses veröffentlicht.
Die Sprache, Stimmhöhe und Sprechgeschwindigkeit sind in der App frei wählbar, sodass man im individuellen Lieblingstempo vorgehen kann. Die elektronischen Stimmen klingen vielleicht etwas mechanisch. Dies hat aber auch einen großen Vorteil: Man erlebt keine Überraschungsmomente  wie unerwünschtes Flüstern oder Schreien, was bei allzu dramatisch aufgelesenen Hörbüchern durchaus vorkommen kann.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Natürlich bietet die Option, sich E-Books vorlesen zu lassen, nicht nur Vorteile. Zum Beispiel ordnet die Sprachausgabe viele Sprachbausteine nicht korrekt zu und spricht etwa den Personaler wie „Pörs‑Analöh“ aus. Solche Phantasmen muss man erst einmal verstehen lernen. Kostenlose und sehr günstige E-Books sind außerdem oft schlecht formatiert und werden von der Software nicht erfasst.
Bis auf das Amazon-Format AZW unterstützt FBReader alle gängigen Textformate; so auch PDF, HTML und txt. Dies ermöglicht es, sich auch seine eigenen Notizen vorlesen zu lassen. Außerdem ist man nicht an einen bestimmten Store gebunden.

Technologie auf dem Vormarsch

Die App „FBReader“ ist für Android konzipiert worden. iOS-, Mac-, Linux- und Windowsversionen befinden sich in Entwicklung. Außerdem ist mit „Book Network“ ein mobiles Bücherregal in Cloudform geplant.
Mit mehr als 20 Millionen Downloads erfreut sich FBReader großer Beliebtheit. Auch die Text-to-Speech-Funktion wird von immer mehr Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen genutzt. Ich gehe davon aus, dass FBReader in etwa 20 Jahren ähnlich erfolgreich sein wird wie etwa WhatsApp. Sicher wird es bis dahin auch qualitativ höherwertige Spracherkennungs- und Sprach-ausgabesoftware geben. Ich freue mich schon darauf, auch noch im hohen Alter selbstbestimmt Lesestoff

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay